Oster.EIER | 9 Der Eierbecher

Es gibt Dinge des Alltags, die man nicht in Frage stellt. Das haben wir schon immer so gemacht; und unsere Eltern auch. Zum Beispiel das Ei im Eierbecher: Das Ei wird aufrecht, mit der Spitze nach oben in den Eierbecher gesetzt.

Das war allerdings nicht immer so. Das Ei mit der Spitze nach oben auf den Tisch zu stellen war in der Barockzeit welsch, also französisch und damit undeutsch. So jedenfalls beschrieb es 1644 der Autor Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658): „Die Welschen eröffnen das Ey oben und wir Teutsche auf den Flächen oder den Seiten.“ Davon zeugen auch die Becher für querliegende Eier in den Beständen der Eierbechersammler und Museen. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet sich sogar ein Doppeleierbecher aus Augsburger Silber. Diese Doppeleierbecher erlauben es, jedes Mal zu entscheiden, ob das Ei waagrecht oder senkrecht verspeist werden soll, je nach dem wie herum man den Becher aufstellt.

Ein weitere Zeuge des Genusses von querliegenden Eiern ist der Maler Georg Flegel, der 1597 das Frankfurter Bürgerrecht erhielt und bis zu seinem Tod 1638 in der Stadt am Main lebte und arbeitet. Seine Stillleben sind reichhaltige Quellen für die Erforschung der damaligen Tafelkultur. So auch zum Thema des liegenden Eies im Becher; ein solches findet sich im Bild „Stillleben mit Nelken“. Ein Bild, das vermutlich zwischen 1630 und 1635 entstanden ist.

Unser Ei des Tages ist ein Eierbecher für querliegende Eier, der neueren Datums ist, vermutlich aus den 1980er/90er Jahren. Unbekannt ist unserem Museum auch der Hersteller. Für Hinweise sind wir sehr dankbar.

Ausschnitt aus: Georg Flegel (1566-1638), Stillleben mit Nelke (zw. 1630 und 1635 entstanden)

Porzellaneibecher für querliegende Eier, ca. 1980er/90er
TafelKulturStiftung

Oster.EIER
Eine Online-Ausstellung des Kochkunstmuseums

Kuratiert von Mikael GB Horstmann
Zur Übersicht: https://www.tafelkultur.com/museum/ausstellungen/online/

Scheduled Oster.EIER

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