Nein, Eierkoch ist keine Berufsbezeichnung wie Soßenkoch (Saucier) oder Eierdieb. Der Eierkoch ist ein Gerät zum Kochen von Eiern im Glas. Während das traditionelle Ei im Glas nach dem Kochen und Pellen des Eies ins Glas kommt, kommt beim Eierkoch das rohe Ei ins Glas, und das Glas kommt dann ins Wasserbad. Solche Gefäße werden besonders gerne in Großbritannien verwendet. Dort nennt man Sie Egg Coddler. Das Rezept ist ganz einfach: Die Innenseite wird mit Butter, Fett oder Öl bestrichen. Dann 1 oder 2 Eier hineingeben. Zugeben kann man auch Gewürze, Käse, Gemüse wie Paprika oder Tomaten, Wurststückchen, Speck oder auch Sardellenfilets. Der Kreativität des Frühstückskochs oder der -köchin sind keine Grenzen gesetzt. Das Gefäß mit dem Deckel und Bügel verschließen und ins Wasser in einen Topf stellen und kochen. Das Gefäß darf nicht mit dem Wasser bedeckt sein, sondern nur bis kurz unter dem Rand im Wasser stehen. Sonst verwässert das Ei.
Den Eierkoch aus hitzebeständigem Glas entwarf Wilhelm Wagenfeld 1933 für die Jenaer Glaswerk Schott & Gen. in zwei Varianten Eierkoch No. 1 und Eierkoch No. 2. Einen Eierkoch No. 2 haben wir in unserer Sammlung, dieser ist hier abgebildet. Der Eierkoch No. 1 ist etwas schlanker und höher und erinnert in seiner Form stärker an die britischen Egg Coddlers. Der Vorteil des Eierkochs gegenüber seinen britischen Verwandten aus Porzellan ist das durchsichtige Glas. So lässt sich ohne Öffnen des Deckels erkennen, ob die Eier den gewünschten Härtegrad erlangt haben. Zudem liegt der Eierkoch nicht plan auf dem Topfboden auf. Das Wasser und der Wasserdampf kann ungehindert die Füßchen umfließen. Das gestaltet den Kochvorgang um einiges ruhiger. Die Egg Coddler tanzen leicht im kochendem Wasser, mit entsprechendem Lärm. Beide Versionen des Eierkochs werden bis heute hergestellt und verkauft.
Eierkoch No. 2
Wilhelm Wagenfeld
1933 (abgebildeter Eierkoch vermutlich aus den 50er/60er Jahren)
Sammlung TafelKulturStiftung
Oster.EIER
Eine Online-Ausstellung des Kochkunstmuseums
Kuratiert von Mikael GB Horstmann
Zur Übersicht: https://www.tafelkultur.com/museum/ausstellungen/online/